Illustrierte Weltgeschichte & verschärfter Verweis


Galerie der Künstler, München 2021, Ausstellung im Rahmen des Bayerischen Kunstförderpreises 2020

Galerie der Künstler, Munich 2021, exhibition as part of Bayerischer Kunstförderpreis 2020

Installation
Collage gedruck auf PVC-Plane, Pappröhre, Collagen Serie #1-12

Installation
Collage printed on PVC-tarpaulin, cardboard tube, series of collages #1-12


Fotos/photographs: Lion Bischof, Niklas Hlawitschka





Als Preisträgerin nahm Paula Leal Olloqui mit der  Installation „Illustrierte Weltgeschichte & verschärfter Verweis“ an einer Gruppenausstellung der mit dem Bayerischen Kunstförderpreis 2020 ausgezeichneten Künstler*innen teil. Die von ihr gezeigte Arbeit setzt sich aus drei Teilen zusammen: Einer mit „illustrierte Weltgeschichte“ betitelten Serie von insgesamt 12 Collagen, einem 15 mal 5 Meter großen Druck auf PVC Plane mit dem Titel „verschärfter Verweis“ und dem „Kern“, einer Papprolle, die mit 15 Meter Höhe in einer Ecke des Raumes lehnt und die scheinbar flachen anderen Bestandteile der Installation in den Kontext des dreidimensionalen Raumes holt und die Arbeit so zur Skulptur macht.

Die ortsspezifische Arbeitsweise der Künstlerin überträgt sie auch auf den hier bespielten Raum. Die Galerie der Künstler ist in einem historischen Museumsbau beheimatet, die riesigen hallenartigen Räume sind kaum voneinander abgegrenzt, von Säulen getragene Rundbögen säumen den Übergang und eine hohe, ebenfalls gewölbte Decke mit ornamentalen Verzierungen prägt das architektonische Bild. Der Raum, lange Zeit eine feste Institution, wird wohl bald kein Platz für zeitgenössische Kunst mehr sein können.

Paula Leal Olloqui greift mit dem 15x5 Meter großen Druck „verschärfter Verweis“ die Besonderheiten des Raumes auf und konfrontiert den Betrachter mit seiner Umgebung. Der auf dem Boden platzierte und mehrere Räume durchlaufende Druck ist die Umsetzung einer Collage, die aus Fotos von Architektur und Decke des Ausstellungsraumes entstanden ist. Sie tritt mit ihrer Umgebung, der Architektur, dem gesamten Kontext in Kommunikation, reflektiert und zitiert ihn ohne ihn zu imitieren oder nachzuahmen. Ein „verschärfte Verweis“ auf den Raum, die architektonischen Besonderheiten, die Dimensionen, die Vergänglichkeit, die Verhältnisse, den Zusammenhang, den Unterschied, Oben und Unten.

Die Serie der Collagen kreist ebenfalls um Fragen nach Architektur, Raum, Umgebung und Eingriff.  Im Kontext der Installation wirken die Collagen kleinformatig und ergänzen das Ganze doch entscheidend. Inhaltlich holen sie den Betrachter vom Innen, dem Raum in dem er sich befindet, in ein Außen; ein Index der Oberflächen und Formen, eine „illustrierte Weltgeschichte“, neu angeordnet als eine Welt der Möglichkeiten. Was wäre wenn... ?

(Text: Niklas Hlawitschka, 2021)


As one of the award winners, Paula Leal Olloqui took part in a group exhibition of the artists awarded the Bavarian Art Prize 2020 with her installation “Illustrierte Weltgeschichte & verschärfter Verweis”. The work she shows is composed of three parts: A series of 12 collages entitled “Illustrated World History”, a 15 by 5 meter print on PVC tarpaulin with the title “verschärfter Verweis” and the “Kern”, a 15 meters high cardboard tube leaning in a corner of the room which brings the other components of the installation that appear to be flat into the context of the three-dimensional space, thus turning the work into a sculpture.

The site-specific working method of the artist transfers to the given space. The Galerie der Künstler is located in a historical museum building. The hall-like rooms are barely closing off from each other, round arches supported by columns line the transition and a high, vaulted ceiling with ornamental decorations leaves its impression on the architectural picture. The space, which has been a important institution in the city’s art cosmos for a long time, will soon no longer be a place for contemporary art.

With the 15x5 meter print “verschärfter Verweis” Paula Leal Olloqui applies to the characteristics of the room and confronts the viewer with his surroundings. Placed on the floor and running through several rooms, the print is the transmission of a collage that was created from photos of the architecture and ceiling of the exhibition space. It communicates with its surroundings, the architecture, the entire context, reflects and quotes it without imitating or copying it. A “tightened reference” to the space, its architectural features, the dimensions, the transience, the relationships, the context, the difference, above and below.

The series of collages also revolves around questions of architecture, space, environment and intervention. In the installations context, the collages appear small-formatted, yet decisively complementing the whole. In terms of content, they bring the viewer from the inside, the space in which he is located, to an outside; an index of surfaces and shapes, an “illustrated world history”, rearranged as a world of possibilities. What if... ?

(Text: Niklas Hlawitschka, 2021)