60°51'0" N 24°43'60" E / 68°27'0" N 22°29'0" E

Galerie der Künstler, München 2017
Galerie der Künstler, Munich 2017


Installation bestehend aus folgenden Teilen:
Installation consisting of the following parts:

“Verbindung von eine Rechteck in zwei symmetrische und von vier Seiten offen Rechtecke geteilt und eine Vierkant die vier weiche verlängerte Vierkante beinhaltet überquert von eine Seite von zwei Rechtecke die von eine leuchtende Diagonale Linie verquer sind.”
Beschichtetes MDF, Neonlampe, Papier, Klebeband
Coated MDF, neon lamp, paper, adhesive tape

“Hingelegte gerade Linie die sich gabelt verquer von zwei gerade Linien von geringerem Maße und in Bewegung hochstehende von dem Boden auf eine dynamische Weise in ungefähr fünf Minuten.”
Beton, Holz, Muttern, Schrauben
Concrete, Wood, Nuts, Screws

“Über alte Arbeiten und trotzdem immer neu.”
Video-Sound
Installation:  Audio-Projektion, Video-Projektion, beschichtetes MDF, Holz, Scharniere
Video sound installation: audio projection, video projection, coated MDF, wood, hinges

Zwei gerade Linien von eine Seite in Winkel versperrt und im Raum geworfen hindurch eine statische Holz Gerüst.
Beton
, Holz, Mutter Schrauben
Concrete, wood, nuts, screws

Stumpfer Winkel auf gerader Linie, gefüllt mit einem Wachs-Trapez, das geometrische Formen beinhaltet
Holz, Wachs, Ton
Wood, wax, clay


Fotos/photographs: Leonie Felle, Paula Leal Olloqui






Über Paula Leal Olloquis Arbeiten nachzulesen ist mindestens so schwierig, wie über sie zu schreiben, denn eigentlich muss man sie in allererster Linie sehen. Am besten nähert man sich ihnen über die Erfahrung, das sinnliche Erleben der Arbeiten im Raum. Ein Erleben, das immer mehr hervortreten lässt, je länger man die Installationen betrachtet. Leal Olloquis künstlerische Praxis beinhaltet sowohl skulpturale, installative Arbeiten, als auch textbasierte Projektionen und Audioaufnahmen. Es ist eine Praxis, die stark intuitiv stattfindet, die von der Umgebung, etwa dem Ausstellungsraum, Material oder Licht, ausgeht und einen kontinuierlichen Prozess des Agierens und Reagierens in Gang setzt. In diesem Sinne ist es keine bewusste oder geplante Arbeitsweise, sondern eine Art persönliche Versuchsanordnung: Eine künstlerische Selbstbefragung auf der Suche nach der richtigen Form, Materialität oder Struktur.
Dem Material kommt in diesen Versuchsanordnungen eine besondere Wichtigkeit zu: Leal Olloqui verwendet neben gefundenen Fragmenten unter anderem Wachs und Gips, also Materialien, die sich im Laufe der Zeit verändern und nie ganz kontrolliert werden können. Neben ihrer formalen Veränderlichkeit umlaufen diese Materialien in ihrer Kombination und Verarbeitung einen körperlichen Empfindungsraum, der um struktur-spezifisch-emotionale Wahrnehmungen wie etwa »trocken-kalt-brüchig« oder »weich-warm-kontinuierlich« herum verortet ist. Die entstehenden Installationen fordern im Arbeitsprozess dabei immer wieder neue Lösungen und Strategien, etwa wenn ein in Gips getauchter Stoff die Form verliert. Sie unternimmt hierbei ganz im Sinne der angesprochenen Versuchsanordnung fortlaufend neue Ansätze und erarbeitet unterschiedliche Versionen, bis sie bei der endgültigen Form angekommen ist.
Neben der Arbeit im Raum verfasst die spanische Künstlerin Texte, die entweder in Schriftform oder als Audiofiles in den Ausstellungsraum übertragen werden. Die Textform ist eine Art Bewusstseinsstrom, der Gedanken aufkommen lässt, ohne sie kontrollieren oder ordnen zu wollen; der sich zum Teil sogar bewusst einer klaren Ordnung widersetzt. Das Denken und Sprechen fällt hier zusammen. Wie einzelne Gedankenblasen oder kurze Überlegungen lassen sich die Wortreihungen im Ausstellungsraum aufgreifen und zu den installativen Elementen in Bezug setzen. Diesen Teil des intuitiven Nachdenkens über Kunst – etwa was etwas zu einer künstlerischen Arbeit macht – und über die eigene künstlerische Positionierung formuliert Leal Olloqui anstatt in ihrer Muttersprache Spanisch in deutscher Sprache. Denn während sie in der spanischen Sprache herumwandeln und geistige Spaziergänge unternehmen könne, fordere sie das Deutsche präziser zu denken und konkreter zu formulieren. Dieser Versuch präzise zu sein lässt sich auch auf die installativen Arbeiten übertragen: In der Auffassung, dass weniger oftmals mehr ist, versucht Leal Olloqui die Dinge auf den Punkt zu bringen. Sie nutzt einfache Gesten – wenn auch aus einem zum Teil langwierigen, komplizierten Arbeitsprozess heraus –, die präzise und klare Lösungen finden auf formale bildhauerische Fragestellungen. Zentral ist hierbei ihr Interesse, eine erweiterte Empfindbarkeit der Form, des Materials, wie auch des Raums zugänglich werden zu lassen.


(Text: Anja Lückenkemper, 2017)


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